von Ute, Carla und Christoph Bube

Ethnobotanischer Garten Omaere

Nach unseren Konzerten im Therapiezentrum CITET sowie in der Casita Amazonica steht noch ein Besuch im Ethnobotanischen Garten Omaere in Puyo auf dem Programm. Dieser wurde 1993 von zwei Französinnen und einer Shuar in der Nähe von Puyo gegründet. Der Name leitet sich aus der Sprache der Waorani ab und bedeutet in etwa „die Natur des Regenwaldes“. Auf einem Spaziergang, den zwei deutsche Freiwillige leiten, entdecken wir das 15 Hektar große Gebiet, welches mit Pflanzen bestückt wurde, die für die indigenen Völker der Region von Bedeutung sind. Im traditionellen Haus können wir lernen, wie die Shuar und die Waorani mit dem Regenwald gelebt haben und teilweise noch heute leben.

Pailon del Diablo

Um von Puyo zu unserer nächsten Station, Ambato, zu gelangen, müssen wir aus dem tropischen Tiefland heraus und wieder in die höhergelegenen Anden fahren. Die Fahrt geht durch eine Landschaft, die zu Recht „Grüne Hölle“ genannt wird: überall Wasser, vom Himmel, in den Rinnsalen, Bächen und Wasserfällen. Grüne Massen türmen sich neben uns auf, es geht steil nach oben und genauso steil neben der Straße nach unten. Die kurvige Straße windet sich durch die immer beeindruckender werdende Landschaft um jede Felsnase herum. Wir werden im Bus hin- und hergeworfen. Auf der anderen Seite der Schlucht wächst genauso üppiges, undurchdringliches Grün und hoch aufragende Wände, die inzwischen in tiefhängende Wolken gehüllt sind, begleiten uns. Ganz in der Ferne können wir den Vulkan Cayambe sehen, schneebedeckt, den Gipfel in den Wolken.

Einen Zwischenstopp legen wir in der Nähe von Banos ein, um den Wasserfall Pailon del Diablo zu besichtigen. Über achtzig Meter fällt hier das Wasser tosend den Fels herab und stellt damit die kleinen Wasserfälle, die man aus dem Schwarzwald oder der Eifel vielleicht kennt, deutlich in den Schatten. Über rutschige Wege und schwankende Hängebrücken kommen wir so nah an dieses Schauspiel heran, dass sich Regenjacken lohnen würden. Im Hintergrund ersteckt sich das Panorama der anschließenden Schlucht, deren Wände erneut von dichtem Grün verschluckt werden.

Ambato

Schließlich, nach weiteren zwei Stunden Busfahrt, erreichen wir Ambato. Laut, nach Abgasen stinkende, schlechte Luft, sehr viel Verkehr – das ist das Erste, was wir von dieser Stadt mitbekommen. 1947 wurde Ambato von einem Erdbeben zerstört, danach neu aufgebaut und ist jetzt kulturell recht bedeutend. Trotzdem: Es gibt ganze Viertel mit Autogeschäften, Material und Zubehör. Ein glänzender, protziger Geschäftsraum reiht sich an den anderen, dazwischen die kleinen Reparaturwerkstätten. So viele Läden zum Thema „Auto“ haben wir vorher noch nicht erlebt. Und entsprechend voll ist die Stadt: Staus wohin man schaut, in der Innenstadt, in den Randgebieten und auch am Abend, wenn alle unterwegs sind.

Streetlife in Ecuador

„Alive“ auf der „Street“ zu bleiben, erscheint in deutschen Augen auf den ersten Blick zumindest fraglich, wenn nicht utopisch: Der Zustand der Straßenoberfläche (von Wellen über harte Kanten bis zu bierkastengroßen Schlaglöchern), die Dichte des Verkehrs (zumindest in den Städten) und die nonchalante Auslegung der Verkehrsregeln (Vorfahrts- und Geschwindigkeitsbestimmungen, Definition sicherer Sitz- oder Stehplätze in und auf Motorrädern oder Autos), lassen dieses Ziel in Kombination mit der teils extremen Topo- bzw. Orographie des Landes in weite Ferne rücken. Aber das Laissez-faire der Ecuadorianer führt nicht ins absolute Chaos, sondern hat auch positive Wirkungen. Gegenseitige Rücksichtnahme, teilweise bewundernswertes Fahrkönnen und belastbare Fahrzeuge bewahren vor dem Schlimmsten.

Ein weiterer Aspekt von „Streetlife“: Viele Leute verbringen den ganzen Tag damit, auf Kunden zu warten, um dann wahrscheinlich einen Bruchteil ihrer Waren tatsächlich zu verkaufen. Viel Zeit für sehr wenig Geld! Wie kann man sich davon ernähren? Liegt es an zu geringer Bildung, an fehlenden staatlichen Impulsen, an der Mentalität?

Quinta de Juan Léon Mera

Eine Oase der Ruhe ist der Park „Quinta de Juan Léon Mera“, den wir besuchen. Hier steht das damals unbeschädigt gebliebene Landhaus des Schriftstellers und Politikers, das Museum mit den Originalmöbeln bietet einen Einblick in das Leben der damaligen Zeit. Mera hat den Text der ecuadorianischen Nationalhymne geschrieben. Der Garten ist groß, voller verschiedenster Blumen, Sträucher und Bäume, hier kann man endlich wieder durchatmen.

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